Auf dem Weserradweg von Hameln zur Fähre

Hameln. Wir starten unsere Radtour am ersten Foto-Hotspot, der blauen Werderbrücke mit der goldenen Ratte. In der Altstadt wimmelt es nur so von Ratten aus Brotteig, Plüsch, Glas, Porzellan oder wie eben hier, golden glänzend. Wir kehren den Ratten nun den Rücken und radeln „flussaufwärts“ – rechte Hand der Weser entlang.

Nach kurzer Strecke auf dem modernen, rotgepflasterten Radweg wechselt die Kulisse schlagartig und wir fahren vorbei an alten Güterzügen, rostigen Stahlträgern und einem riesigen Industriekomplex – der alten Wesermühle, in der bis 2012 Mehl von der Firma Aurora produziert und veredelt wurde.

Ein gigantischer Komplex hier am alten Hafen, der nicht einmal schön ist aber eben dadurch seinen besonderen Charm hat. Unsere Gedanken verbleiben noch ein bisschen hier. Das Gebäude ist leer. Das Buch der Firmengeschichte an diesem Standort ist nach 1.200 Jahren sicherlich mit unendlichen Seiten beschrieben.

Wir radeln weiter entlang der Weser zwischen abgemähten Wiesen und Feldern, durch eine reizvolle Landschaft. So idyllisch gelegen, dass wir an einer schattigen Stelle einfach einmal anhalten, um die Füße ins Kühle zu halten und ein paar flache Steine auf der Wasseroberfläche hüpfen lassen. So viel Zeit muss sein, wenn das Wasser so flach und einladend ist, wie an dieser Stelle.

Ein paar Kilometer sind es noch zu unserem Ziel, einem Biergarten an der Weser, etwa 15 km von Hameln entfernt. Und so geht es weiter bis wir von dem nächsten, märchenhaften Fotomotiv stehen, einer zauberhaften Holland-Mühle direkt an der Weser. Die Windmühle befindet sich im Familienbesitz und wurde für Gruppen bis vor Kurzem noch geöffnet. Erst im letzten Jahr ist der Mühlenbesitzer und Müller in 4. Generation, Karl Lampe (1936-2022), verstorben.

In einem Youtube-Video zeigt der Müller selbst den Betrieb der Mühle in Tündern und plaudert über seine Liebe zu dem Leben der Wandermüller, wie sein Großvater einer gewesen ist. Spannend ist dabei nicht nur, wie das Korn zum Mehl verarbeitet wird. Wusstet ihr, dass die Flügel der Windmühle mit euch sprechen?

So konnte der Wandermühle über Kilometerentfernung erkennen, ob er erwünscht war, oder lieber weiterziehen sollte, ob ein Trauerfall in der Familie oder Nachbarschaft vorlag oder man sich im Ort über die Geburt eine Kindes freute. Betrat ein ziehender Wandermüller eine Mühle, wurde er mit “Glück zu” begrüßt, der traditionellen Grußformel der Müller.

Weiter geht es auf dem Weserradweg. Kein Wunder, dass dieser einer der beliebtesten Fernradwege Deutschlands ist. Auch wenn wir im Vergleich zu den insgesamt 520 km (die ja vor unserer Haustür in Hann. Münden beginnen und bis Bremen verlaufen) nur einen Bruchteil befahren, so macht das vielfältige Landschaftsbild rund um Hameln großen Spaß.

Und dann wird es Zeit für eine kühles Getränk. Zum Grohnder Fährhaus gehört ein großer Biergarten mit Hotel, Campingplatz und großem Spielplatz. Genau richtig für uns, die Seele ein bisschen baumeln zu lassen, den Urlaubsmoment zu genießen mit Ausblick auf die Weser.

Die Medaille hat zwei Seiten. So fanden wir die Eindrücke auf der Hinfahrt schöner als die auf der Rückfahrt. Wer sich zwischen den beiden Seiten entscheiden muss, sollte unbedingt den Weg an der Holländer Mühle in Tündern vorbei wählen.

Der Biergarten an der Grohnder Fähre ist ein nettes Ausflugsziel wo man gut sitzen und zu vernünftigen Preisen essen kann. Wir waren direkt am Vormittag gestartet und am frühen Nachmittag zurück. Mit E-Bikes ist man flotter als mit unmotorisiert Rädern und dennoch ruhigen Tempo unterwegs. Ein sehr schönes 1/2-Tags-Programm.

Gut zu Wissen!

E-Bikes könnt ihr im Touristenbüro leihen
Wir hatten zwei  eigene Kalkhoff E-Bikes mit unserem Croozer dabei + zwei E-Bikes vor Ort geliehen.

Der Fährbetrieb hat Montags Ruhetag
und außerdem eine Stunde Mittagspause.